Bodenökologie – Böden sind einzigartig!
Böden sind hoch komplex und faszinierend, eine Matrix aus Mineralen, organischen Stoffen, Luft, Wasser und unzähligen Lebewesen mit einer einzigartigen Struktur, die man nicht künstlich nachbilden kann. Gesunde Böden können nur entstehen, wenn all diese Zutaten in richtiger Menge und Qualität vorhanden sind. Die Bildung eines Zentimeters Boden dauert im Schnitt mehr als zweihundert Jahre.
Böden sind unsere Lebensgrundlage
Böden bieten Pflanzen und Lebewesen der Erde ein optimales Verhältnis von Wasser, Luft und Nährstoffen und damit optimale Lebensbedingungen. Böden liefern fast alle unsere Lebensmittel und filtern Schadstoffe aus Niederschlägen, es entsteht Grundwasser mit Trinkwassergüte. Böden sind also unsere Lebensgrundlage
Bodenökologie und Naturschutz – Biodiversität
Eine aktuelle Studie deutet darauf hin, dass der Boden der artenreichste Lebensraum auf unserer Erde ist. Der Schätzung zufolge – mit hoher Variabilität aber untermauert durch zahlreiche Studien – beherbergt Boden 59 % der Lebewesen auf der Erde. Zum Beispiel brüten mehr als zwei Drittel aller Wildbienenarten im Boden. Hier sollte der Boden künftig viel mehr in die Diskussion um den Artenrückgang einbezogen werden.
Böden und das Klima
Böden speichern etwa fünfmal so viel organischen Kohlenstoff wie die gesamte Biomasse auf der Erde (Batjes 1996, Bar-on 2018) und wirken so dem Klimawandel entgegen. Bodentiere und Mikroorganismen bauen Humus auf, in dem der Kohlenstoff gespeichert ist und der die Böden fruchtbar macht. Durch Pestizide und zu intensive Bodenbearbeitung sind diese Lebewesen gefährdet und Humus wird zu Kohlenstoffdioxid abgebaut. Dieses wiederum heizt das Klima an.
Wie geht es unseren Böden?
In falsch bewirtschafteten landwirtschaftlichen Böden wurden Erosionsraten in der Größenordnung von alpinen Böden gefunden, d.h. im Durchschnitt bei 1,5 mm /Jahr (Median) (Montgomery, 2007). Dies übersteigt die Bodenbildungsraten von 0,017 mm (Median) um ein Vielfaches. So erodieren unsere Böden auch in der Fläche schleichend. Die Erosion des Oberbodens ist verbunden mit dem Verlust von Humus, Bodenleben, Bodenstruktur und damit der Fruchtbarkeit. Daher ist es sehr wichtig, dass Böden mit guter Bewirtschaftung durch Landwirtschaft geschützt werden. Denn Böden sind eine nicht-erneuerbare Ressource.
Bodendegradation
Die Struktur und Stabilität der Böden wird durch Bodenlebewesen und Humus gewährleistet. Schwindet sie mit dem Humusabbau, haben Böden zunehmend stärkeren Niederschlägen, Wind und immer schwereren Landmaschinen nichts mehr entgegenzusetzen, die Folge sind Erosion und Verdichtung (Lesenswert zum Thema Bodenverdichtung: Keller und Or 2022). Eine solche Bodendegradation führt zu Ertragsverlusten, die nicht vollständig durch Düngung und Bewässerung kompensiert werden können (Pimentel, 1995).
Literatur zu diesem Text
- Bar-On, Y. M. and Phillips, R. and Milo, R. (2018). The biomass distribution on earth. Proceedings of the National Academy of Sciences 115 (25), 6506-6511.
- Batjes, N.H. (1996). Total carbon and nitrogen in soils of the world. European Journal of Soil Science 47, 151-163.
- Keller, T. , Or D. (2022). Farm vehicles approaching weights of sauropods exceed safe mechanical limits for soil functioning. PNAS 119 (21), e2117699119.
- Montgomery, D., 2007: Soil erosion and agricultural sustainability. PNAS 104 (33), 13268-13272.
- Pimentel, D. (1995) Environmental and Economic Costs of Soil Erosion and Conservation Benefits. Science 267, 1117-1123.
- Anthony, M.A., Bender S.F., Van der Heijden M.G.A (2023)., Enumerating soil biodiversity. PNAS 120 (33) e2304663120